Mir sparn beim Brot
Reiner PötzschDe Zäh in dr Gaungpump – Die Zähne in der Jauchenpumpe
Mei Vater hot bei dr Wismut gearbit un su manniche Schichtn of ne Hamwaag in nr Kneip zugbracht.
An enn Tooch hat mei Vater e wing zi viel „inhaliert“ un drham gings Rickwartsassn lus. Do drbei sei seine Zahprothesn nein Abort gefalln un loong nu gut konserviert in dr Gaunggrub. Dr Vater hot seine neie Zäh kriecht. Die gobs in dr DDR kostnlus. Heit wär de Salbstbeteiliching e klaanes Auto wert gewasn.
Nooch nr gewissn Zeit hot dr Ebert, Paul wieder mol Gauch vum Haus ohgefahrn. Of aamol hot de Gaungpump vorsoocht. Dr Paul hot de Gaungpump ausenanner genumme. Zum Vierschein kame menn Vater seine Zäh.
Dr Paul soochit speeter zu menn Vater: „Kurt, wenn de schie e paar Ardäppeln oder Riem brauchst, kimmste salber zu mir. Deine Zäh brauchst de net zum Probiern ofs Fald schickn!“
Mein Vater arbeitete bei der Wismut und hat so manche zweite Schicht auf dem Heimweg in einer Kneipe eingelegt.
Eines Tages hatte mein Vater zu viel Alkohol getrunken und es half nur noch das „Rückwärtsessen“. Dabei fielen seine Zahnprothesen ins Klo und lagen nun gut konserviert in der Jauchengrube. Bald hatte er neuen Zahnersatz. Den gab es zu DDR-Zeiten kosten¬los, heute wäre das ein Vermögen gewesen, bestimmt ein kleines Auto wert.
Nach einiger Zeit fuhr der Ebert, Paul von unserem Haus die Fäkalien ab. Plötzlich versagte die elektrische Jauchenpumpe. Der Paul nahm sie auseinander. Zum Vorschein kamen Vaters Prothesen.
Der Paul sagte später zu meinem Vater: „Kurt, wenn du einmal ein paar Kartoffeln oder Rüben brauchst, kommst du gleich zu mir. Deine Zähne musst du nicht zum Probieren aufs Feld schicken!“
Reiner Pötzsch öffnet zum zweiten Mal das Schatzkästchen seiner Aufzeichnungen, in denen er die Begebenheiten aus seiner Heimat und Familie erfasst hat.
Voller Humor schildert er Lausbubenstreiche, Missgeschicke und typische Begebenheiten aus dem DDR-Alltag und seiner Heimat im Gebiet um Markersbach im Erzgebirge.