Pfingsten 1971, zweiter Feiertag. Ein Tag mit Sonne und blühenden Apfelbäumen. In Wolken schwebt der Duft über die Wiesen, die gelb leuchten vom Löwenzahn. Bienen summen einen unablässigen Chor.
Eigentlich sollte Jette Winter gut gelaunt sein bei dieser verschwenderischen Fülle der Natur. Doch sie ist unzufrieden.
Das Mittagessen ist fertig. Sie wartet auf ihren Mann Hans. Am zeitigen Vormittag ist er weggegangen zu einer Baustelle und anschließend ins Zeichenbüro. Jette hat unwirsch reagiert. Sie will wissen, was er an einem Feiertag im Büro zu tun hätte. Hans’ sarkastische Antwort: „Das wirst du schon noch früh genug erfahren.“
Jetzt wartet sie auf ihn. Er kommt nicht. Eine halbe Stunde warte ich noch, dann rufe ich an. Das kann doch nicht sein, dass der Mann immer unpünktlich kommt.
Die halbe Stunde ist vergangen. Jette wählt die Nummer des Zeichenbüros. Es klingelt ins Leere. „Wo steckt er nur wieder? Dass ich immer auf ihn warten muss!“, macht sie ihrem Ärger Luft.
Eine Weile sitzt sie am Küchentisch, steht auf und geht zum Fenster, schaut aus der Haustür den Weg entlang. Kein Hans ist zu sehen. Oben am Berg fliegt ein Schwarm Vögel auf.
Gegen halb zwei ist er immer noch nicht da. Ärgerlich räumt Jette den Tisch ab und stellt die Töpfe auf den Herd. Im Schrank fällt eine Tasse um.
Es klopft an die Küchentür. Sie macht auf, weiß, es ist nicht Hans. Vor ihr stehen der Landarzt und ein Polizist. Ein Lachen kommt sie an, als sie den kleinen dicken Doktor und den langen dünnen Polizisten sieht. „Guten, Tag meine Herren, was gibt‘s?“ Die beiden Männer sind ernst, gehen nicht auf ihren Spott ein, führen sie in die Küche und bitten sie, sich zu setzen. Der Arzt beginnt: „Frau Winter, es tut uns leid. Wir haben eine schlechte Nachricht für Sie.“ Jette fragt: „Wie?“ „Ihr Mann wurde tot aufgefunden. Oben am Berg, unterhalb des Felsens. Spaziergänger haben ihn gefunden.“ Den letzten Satz hört sie nicht. Hört einen Schrei. Wundert sich, wer da so schreit. Dann ist es schwarz um sie.
Durch einen dicken Nebel hört sie ihren Namen. Sieht den Arzt, sieht den Polizisten, merkt, dass sie auf dem Sofa liegt. Spürt, wie der Arzt ihr eine Spritze in den Arm gibt. Wundert sich darüber. Denkt, Hans tot? Das ist ihr nicht klar, sie fragt sich, was das zu bedeuten hat. Die Männer reden auf sie ein. Sie steht auf und räumt die Töpfe vom Herd. Bekommt nicht mit, dass die Herren gehen. Sieht Christian zur Tür hereinkommen. Hört ihn sagen: „Moni kann erst morgen hier sein.“