Bekanntmachung. Bei dem in der Nacht vom 12. zum 13ten dieses Monats in dem Schloße zu Groß-Kühnau verübten gewaltsamen Einbruche sind Sr. Hochfürstl. Durchl. Prinz Albert Selbst gemißhandelt und gebunden, 400 Rthlr. in Conv. Spec. entwendet, und ist das Hausmädchen Nahmens Troitzsch ermordet worden. Man hat hierbei vier Kerls von mittlerer Statut mit runden Hüten und in dunklen Farben gekleidet bemerkt. … erlaubt man sich mit dieser Anzeige eine allgemeine Aufforderung zur möglichen Mitwirkung zur Entdeckung der Räuber und Mörder zu verbinden …
Albert Friedrich, Prinz von Anhalt-Dessau wird am 22. April 1750 geboren. Er ist der dritte Sohn, das siebte und letzte Kind des Fürsten Leopold II. Maximilian von Anhalt-Dessau und seiner Frau Gisela Agnes. Er verliert seine Eltern schon im folgenden Jahr, und es scheint, dass der frühe Mangel an elterlicher Liebe in seinem Leben tiefe Spuren hinterlassen hat. Die Erfahrung sagt, dass solchen Kindern ihr Leben lang die Sicherheit fehlt, was sie manchmal auf für andere unverständliche Weise agieren lässt. Albert jedenfalls fühlt sich kaum je genug geliebt.
Bis er zwölf ist, erziehen ihn Frauen. Für einen Enkel des Alten Dessauers ist das ungewöhnlich – für den jüngeren Bruder eines aufgeklärten Fürsten nicht. Aber Albert ist an Bildung nicht sonderlich interessiert. Mit zwölf bekommt er Hauslehrer, die entweder wirklich so schlechte Fähigkeiten besitzen, wie er behauptet, oder ihn einfach für nichts interessieren können. Unter ihnen ist Leopold Bonafos, der Mathematiklehrer seines Bruders, der von diesem hochgelobt wird. Auch werden die jüngeren Prinzen 1760 für ihr gutes Benehmen und ihre Erziehung vom Grafen Lehndorff gelobt. So schlimm kann es also um die Lehrer nicht bestellt gewesen sein. Der Unterschied zu seinem Bruder Johann Georg allerdings besteht darin, dass Albert nicht als Reserve für die Nachfolge angesehen wird. Von Anfang an muss ihm klar gewesen sein, dass er immer hinter seinen Brüdern zurückstehen und nie aus deren Schatten treten wird.
Mord, Leidenschaft, Verrat und Liebe machen auch vor den Enkeln eines großen Fürsten nicht Halt.
Die zwölf anerkannten Kinder Leopolds I. von Anhalt-Dessau haben ihm 31 Enkel geschenkt, geboren zwischen 1720 und 1808. Dieses Buch schildert ihre Schicksale, die gegensätzlicher kaum sein können, und zeichnen damit das Bild einer ganzen Epoche und Region.
