
Lehrer mit dreizehn
1935. Ich bin ein Knirps von fünf Jahren. Mein Vater lädt mich zu einem ganz besonderen Ereignis ein. „In Oberlungwitz tritt ein Zauberkünstler auf. Wenn du Lust hast, gehen wir gemeinsam dahin.“ Natürlich habe ich Lust, einem Zauberer zuzusehen; solch ein Ereignis gibt es nicht alle Tage.
Der „Gasthof zum Lamm“ ist schon mit Neugierigen gefüllt. In den Gängen eilen die Kellner geschäftig hin und her. Sie jonglieren Platten und Teller, belegt mit Brot, Kartoffeln und knusprig braunen, herrlich duftenden Bratwürsten. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Inzwischen hat der Zauberer auf der Bühne mit seinem Hokuspokus begonnen. Es herrscht Totenstille im Saal. Man könnte eine Stecknadel fallen hören. Mitten hinein in den Moment höchster Spannung kräht meine Kinderstimme: „Papa, kaaf mr doch mol ä Wärschtel!“
Wieder herrscht für einen Moment Totenstille. Dann ertönt brüllendes Gelächter. Selbst der strafende Blick meines Vaters kann nichts ändern. Die Vorstellung ist geschmissen!
Dass Karl Forner Lehrer wird, ist ihm so früh zugewachsen wie kaum einem anderen. Schon mit dreizehn Jahren erteilt er Unterricht.
In der Lehrerbildungsanstalt Annaberg beginnt er seine Ausbildung, aber der Krieg wirbelt seines wie so viele Schicksale durcheinander. Viele Jahre lang erteilt er Russischunterricht an der Hochschule an der Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz.
In Skizzen beleuchtet er voller Weisheit und Witz Episoden aus seinem Leben.
