Walter Burkard
Ein unverbesserlicher Pazifist
Walter Burkard wurde am 10. 9. 1913 in Neuenhain im Taunus geboren. Während seine beiden Brüder das Metzgerhandwerk seines Vaters übernahmen, machte Walter Burkard Abitur und sollte nach Willen seiner sehr religiösen Mutter Priester werden. Seiner antifaschistischen Grundhaltung wegen erhielt er im Pass das Vermerk „politisch unzuverlässig“ und konnte das Studium der Philosophie, Kunstgeschichte, Literatur, Französisch nur beginnen, weil er – der unvermeidlichen Einziehung zuvorkommend – sich freiwillig als Soldat verpflichtete. Er erlebte das Grauen des Vernichtungskrieges gegen Russland und die Belagerung Leningrads als Soldat der Wehrmacht. Nach dem Krieg arbeitete er als Journalist mit Eugen Kogon bei den Frankfurter Heften. 1947 heiratete er Hildegard Goldmann. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, Anna und Christiane. Um seine Familie zu ernähren, arbeitete er zunächst bei der Bahn, nahm dann aber sein Studium wieder auf und wurde Realschullehrer in Hofheim am Taunus. Seine Erfahrungen während Naziherrschaft und Krieg machten ihn – wie er es selbst ausdrückte- zu einem „unverbesserlichen Pazifisten“. 1955 beteiligte er sich an Demonstrationen gegen die Gründung der Bundeswehr. Er veröffentlichte Fabeln in der Frankfurter Rundschau, versuchte die Zeit des Faschismus literarisch in zahllosen Satiren und Fabeln („Nichts dazu gelernt“) zu verarbeiten, warnte, wann immer die Gelegenheit sich bot, vor Kriegstreiberei und politischem Radikalismus. Seine beiden umfangreicheren Werke, die Novelle „Der Gerber von Tours“ und der nun vorliegende Roman über Charlotte Corday und die Wirren der Französischen Revolution, sind Ausdruck der besonderen Nähe, die er Frankreich gegenüber empfand. Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau 1984 verfiel er in einen Schaffensrausch, in dem 164 farbsprühende und meditativ anmutende Gemälde entstanden. Sein Roman „musste in den letzten beiden Jahren hinter der Leidenschaft zum Malen zurücktreten und so wartet das schriftstellerische Lebenswerk weiterhin im Verborgenen auf seine Entdeckung – zu lang, um von Verlagen angenommen zu werden, sollte es überarbeitet werden, wozu es leider nicht mehr kam.“*
1989 trat er eine langersehnte Reise nach Leningrad/Petersburg an, wo er am 9. März inmitten von Gemälden im Saal des Dionysos in der Eremitage einem Herzanfall erlag.
* Hofheimer Zeitung vom 5.9.89 aus Anlass einer Gedenkveranstaltung