Einmal angekommen in dem für uns bestimmten Fuchsbau, sprich, geboren in unserem Familiensystem, gilt es, sich hier zu behaupten. Unser einziges Trachten ist zunächst, vom Rudel anerkannt und beschützt zu werden. Damit geht einher, dass wir versorgt und im besten Fall auch umhegt werden. Wir sind darauf angewiesen, dass das Rudel uns aufnimmt, sonst sind wir nicht überlebensfähig.
Als Neugeborene sind wir von Anfang an in der Lage, die Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen und Beschützerinstinkte zu wecken. Doch damit nicht genug: In unseren Genen sind Weisheiten eingelagert, die unser Handeln bestimmen und uns für unser Rudel attraktiv machen. Instinktiv wissen wir, welches Verhalten angemessen und welches eher hinderlich sein könnte. Wir erkennen Rollen, Muster und Aufgaben im Familiensystem, die wir bereitwillig akzeptieren. Verbunden und loyal lassen wir uns auf die Welt ein, die wir vorfinden.
Nie wieder werden wir so vorbehaltlos lieben und bedenkenlos vertrauen. Niemand wird so prägend für unseren Charakter sein wie das Rudel unserer Kindheitstage.
Wie du in den Wald hineinrufst, so schallt es auch heraus
Wie ist es möglich, als hilfloses Baby das Rudel zu erobern und einen guten Platz einzunehmen? Zunächst einmal sind da die Spiegelneuronen, jene Nervenzellen im Gehirn, die uns als Neugeborene erlauben, durch reines Beobachten von Situationen die gleichen Empfindungen zu haben, als hätten wir sie selbst erlebt. So erlernen wir nicht nur konkrete Reaktionsmuster, sondern nach und nach das komplette emotionale Gefühlsspektrum des Menschen.
Das Unterbewusstsein wird nahezu irreversibel programmiert und erhält ein festes Fundament aus Emotionen und Verhaltensoptionen, die sich aus dem Erleben mit der Familie speisen. Auf dieser Basis können wir Verhalten nachahmen, unser eigenes Verhalten planen und die Reaktion auf andere abwägen. Je trainierter und geschulter die Spiegelneuronen sind, desto empathischer ist ein Mensch auch im Erwachsenenalter. Sind Babys zu viel allein oder erleben wenige reale und individuelle Verhaltensinteraktion, so werden wichtige intuitive Fähigkeiten unter Umständen zu wenig ausgebildet.