Drei Reiter, offensichtlich keine Sachsen, näherten sich im Galopp der Wagenburg.
„Ortrud, aufsteigen!“ Diotlinds Aufforderung ließ keinen Widerspruch zu. Vom Wageninneren her schob Frodewine die Plane zur Seite. „Warte noch.“ Ihre Zuversicht sollte sich bewahrheiten. Sächsische Reiter verfolgten die Angreifer, allen voran Fürst Marbod. Den ersten Feind erschlug er von der Seite. Sein junger Hengst schien zu fliegen wie ein Speer. Er rammte das Pferd des zweiten, der daraufhin zu Boden stürzte. Marbod überließ ihn den anderen Sachsenkriegern und setzte dem dritten nach, der Richtung Hatterun floh. Der Abstand zwischen beiden Reitern wurde immer kleiner, das Schicksal des Verfolgten schien besiegelt. Ein gegnerischer Fußkrieger jedoch hielt seine Lanze ein Stück über dem Boden in Swadis Weg. Der Hengst würde stürzen, wenn er den Hinterhalt während seines schnellen Galopps nicht bemerkte.
„Fürst, gib acht!“, schrie Ortrud. Vergebens. Das Pferd stolperte, fiel und begrub den Reiter unter sich. Es stand wieder auf, der Fürst blieb liegen. Von den Frauen war keine nahe genug, um ihm zu helfen.
Ortrud stieß an Diotlinds Schulter. „Fahr zu! Du musst Marbod holen.“
Diotlind regte sich nicht.
„Er ist doch der Fürst“, rief Ortrud, „und er hat uns gerettet.“ Dabei wusste sie, dass Diotlind an diesem Platz verharren würde. Auch als Fürst war Marbod nur der Erste unter Gleichen. Nicht einmal seinetwegen durfte die Heilerin in Gefahr gebracht werden.
Ortrud biss sich auf die Lippen und starrte zu dem reglosen Mann hinüber, als könnte sie allein mit ihrem Blick die Feinde von ihm fernhalten. Endlich kam sein Sohn, zusammen mit einem Gefolgsmann, um ihn zu bergen. Zu zweit trugen sie den Verletzten über das Schlachtfeld. Ihre Pferde folgten ihnen, selbst Swadi humpelte hinterher. Zwei Hattuarier stürmten gleichzeitig auf sie zu. Wie erbärmlich, wehrlose Männer anzugreifen, die einem Verwundeten halfen. Ortrud hatte ihren Sax so plötzlich in der Hand, als hätte Wodan ihn hineingelegt, obwohl sie von hier aus nichts tun konnte.